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Erfahrungsberichte, Uganda

Lisa Bari: Begleitung für afrikanische Waisenkinder

Interview

Lisa Bari hat von September 2013 bis August 2014 in Uganda verbracht und in einem Waisenhaus als pädagogische Betreuerin gearbeitet. Im Interview erzählt sie von ihrem Einsatz und ihren Erfahrungen.

Chica-Austria

Was waren deine Beweggründe nach Uganda zu gehen?

Lisa

Eigentlich ist das mehr zufällig entstanden. Ich war 2011 mit der HTL in Nicaragua und damals ist mir mein Wunsch ins Ausland zu gehen so richtig bewusst geworden. Ich hab‘ dann überlegt, was ich genau machen soll und von meinem Klassenvorstand, Herrn Plank, ist dann der Hinweis auf das Waisenhaus St. Clare in Norduganda gekommen.

Chica-Austria

Was waren so deine Aufgaben?

Lisa

Im Waisenhaus St. Clare sind rund 90 Kinder untergebracht, die meisten davon Halb- und Vollwaisen. Das Waisenhaus wird von drei Klosterschwestern geleitet. Ich war zusammen mit einer Kollegin für die Nachmittagsbetreuung der kleineren Kinder verantwortlich und habe den größeren Kindern Nachhilfe in Mathematik und in den Naturwissenschaften gegeben – so hab‘  ich einen Chemiekurs für die 11. Klasse gehalten. Ab und an hat sich auch meine technische Ausbildung bezahlt gemacht – so hab‘ ich bei der Renovierung der Kläranlage mitgeholfen und auch eine Datenbank für das Waisenhaus gemacht. Allmählich bin ich auch zu einer Ansprechperson der Kinder und Jugendlichen geworden. So habe ich eine ganze Reihe von Briefen bekommen, in denen sie mir Probleme schildern und mich um Hilfe ersuchen. Das direkte Ansprechen von Schwierigkeiten ist ihnen nämlich oft schwer gefallen.

Chica-Austria

Du hast sogar dein ursprünglich für eine halbes Jahr vorgesehene Praktikum um ein weiteres halbes Jahr verlängert. Wie ist es dazu gekommen?

Lisa

Ich hab‘ mich wirklich von Anfang an sehr wohl gefühlt und habe viel mit den Kindern und Jugendlichen unternommen, wir haben Veranstaltungen gemacht und einigen habe ich auch das Stricken  beigebracht. Ich habe mich mit meinen Kindern, unter denen sich auch etliche AIDS-Waisen befanden, sehr gut verstanden und ich wollte auch die Praktikantin, die im Februar kam, nicht alleine lassen, so habe ich eben verlängert.

Chica-Austria

Was hat dir das Jahr in Afrika gebracht?

Lisa

Ich bin in diesem Jahr sicher offener und selbstbewusster geworden. Ich war am Anfang schüchtern, aber das hat sich dann wirklich gewandelt. Ich hab‘ auch gesehen, was wirkliche Probleme sind und wie sehr arme Menschen damit umgehen, manchmal denk‘ ich mir, dass bei uns in Österreich auf sehr hohem Niveau gejammert wird und oft Nebensächlichkeiten zu schwierigen Problemen gemacht werden. Bewundert habe ich auch den Zusammenhalt der Menschen, oft war es so, dass ganz arme Menschen auch vom wenigen noch geteilt haben, das hat mich beeindruckt und wird mir auch auf Dauer in Erinnerung bleiben. Ich hab‘ mich in Uganda sehr wohl gefühlt und bin den Menschen dort dankbar.

Berührendes Wiedersehen

Lisa Bari hat 2015 nach einem Jahr das Kinderheim St. Clare besucht, wo sie ihr Soziales Jahr abgeleistet hat. Ihr Aufenthalt in Uganda hat damals zum Abschluss der Schulpartnerschaft mit der Brother Konrad Technical School beigetragen. Ihr Wiedersehen mit ihren Schützlingen fiel für beide Seiten sehr berührend aus.

Nach meiner Rückkehr aus Uganda fiel es mir sehr leicht in Österreich wieder Fuß zu fassen, jedoch begleiteten mich die Kinder aus St. Clare auf Schritt und Tritt. Es verging fast kein Tag an dem ich nicht an sie und die schöne Zeit dort zurück denken musste, weswegen für mich sehr schnell klar war, dass ich sie alle sobald es geht wieder sehen musste. So buchte ich nach einiger Zeit kurzerhand einen Flug nach Uganda zurück ins Kinderheim. Eine große Herausforderung war für mich dann, dass ich dieses Geheimnis nun mehrere Monate lang vor den Kindern bewahren musste.

Als es dann soweit war und ich mich kurz vor dem Kinderheim befand, stieg meine Nervosität beträchtlich. Ein Boda Boda, ein Moped Taxi brachte mich zum Kinderheim, das Tor wurde mir geöffnet und als ich dann meine ersten 10 Schritte machte, hörte ich die ersten Kinder ungläubig meinen Namen rufen. Die Freude in ihren Augen war mit Abstand das Schönste, was ich je in meinem Leben gesehen habe. Die geplante Überraschung ist mir auf jeden Fall gelungen und noch am selben Tag hatte ich das Gefühl einfach an einem neuen Tag aufgewacht zu sein, so als wäre das Jahr dazwischen nur ein Traum gewesen.

Während meines zweiwöchigen Aufenthaltes gab es so viele besondere und emotionale Momente für mich, sodass ich gar nicht sagen kann, welche mir wohl am meisten in Erinnerung bleiben werden.

Ganz wichtig waren mir vor allem die Reisen zu den verschiedenen Schulen unserer Kinder. Vor allem die Partnerschule, die Brother Konrad Technical School in Lira stand ganz oben auf meiner Liste.


Neben den Besuchen in den verschiedenen Schulen war mir der Kontakt zu den Familien guter Freunde ganz wichtig. So war ich bei einer unserer früheren Köchinnen und machte auch Besuche bei Kindern im Krankenhaus.


Obwohl ich alleine nach Uganda flog, musste ich dort nur selten eine Reise alleine absolvieren. Ins Krankenhaus wurde ich oft vom Personal oder einem der älteren Schüler begleitet, unsere frühere  Köchin besuchte ich gemeinsam mit einer der Nonnen begleitet und auf der Heimreise von Lira hatte ich auf einmal drei St. Clare Kinder an meiner Seite. So musste ich mich auch während einer Reise niemals  einsam oder gar alleine fühlen.

Das was mich jedoch am meisten an meinem Aufenthalt hier fasziniert hat waren die Veränderungen, speziell die der Kinder. Manche von ihnen haben sehr viel Selbstvertrauen gefunden, andere haben ihre Noten verbessert, wiederum andere sind nun viel offener oder können nun sogar ganze Sätze auf Englisch bilden anstatt nur einzelne Wörter zu verwenden. Auch die Veränderungen der Größe und im Gesicht vieler Kinder fielen mir sofort auf. Jedoch ist eine Sache gleich geblieben, das Gefühl von Zuhause, dass sie mir vermitteln. Selbst die für mich noch neuen Kinder waren keine Gesichter, die ich flüchtig mal erhaschte, nein, sie kamen gleich auf mich zu und wollten spielen, lachen und gaben mir so das Gefühl willkommen zu sein.

Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Besuch in St. Clare und alle weiteren die sicher noch folgen werden.

Lisa Bari

.,, hat im Sommer 2013 in der Abteilung Elektronik/Technische Informatik der HTL Braunau maturiert.

Von September 2013 bis September 2014 war sie im Waisenhaus St. Clare in Lira/Uganda tätig.