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Erfahrungsberichte, Uganda

Jakob Pichler: Afrika unterstützen

Im Interview

Jakob Pichler hat 2017/18 seinen Zivildienst in Uganda abgeleistet. Im Sommer 2019 ist er nun wieder nach Uganda gereist um Freunde zu treffen, Kontakte zu knüpfen und neue Projekte zu starten. Die Verbindung nach Uganda ist ihm eine Herzensangelegenheit.

Chica Austria:

Du bist von September 2017 bis August 2018 als Sozialdiener in Uganda gewesen und hast dort sowohl im Waisenheim „St. Claire“ als auch in der „Brother Konrad School“ in Lira gearbeitet und insbesondere beim Aufbau im Elektrizitäts- und EDV-Bereich geholfen. Danach hast du ein Jahr an der TU Wien Elektrotechnik studiert und jetzt deine Sommerferien genützt um erneut nach Uganda zu reisen und dort zu helfen. Warum ist dir der Kontakt nach Uganda so wichtig? Welche Erinnerungen an deinen Zivildienst in Uganda bedeuten dir besonders viel?

Jakob:

Nach meiner Rückkehr aus Uganda habe ich nicht nur Freunde, sondern in meinen Augen auch Familie in Uganda gelassen. Das ist der Hauptgrund, aber trotzdem nur einer von vielen Gründen, warum ich weiterhin so an Uganda hänge. Neben den Menschen, die extrem offen, herzlich und gastfreundlich sind, hat das Land nämlich auch noch landschaftlich und kulturell einiges zu bieten. Wenn ich an die Zeit meines Auslandszivildienstes in Uganda zurückdenke, gibt es zahlreiche Erlebnisse, die mir definitiv in Erinnerung bleiben werden. Dazu zählt unter anderem eine traditionelle Hochzeit, bei der ich einen guten Einblick in ihre Kultur und Traditionen bekam oder ein Begräbnis, welches trotz der grundsätzlichen Trauerstimmung sehr festlich gestaltet war oder meine Besuche in Karamoja. Aber auch viele lustige Momente: Einmal habe ich mehr oder weniger versehentlich den Kardinal Emmanuel Wamala besucht. Oder einmal bin ich mit einem Einheimischen Jagen gegangen… Jedenfalls sind es unendlich viele Erinnerungen, die alle eines gemeinsam haben, nämlich dass ich mich gerne daran erinnere.

Chica Austria:

Du hast heuer beim Projekt der ARGE Schulpartnerschaft der HTL Braunau mitgeholfen, bei dem die „Brother Konrad School“ im Bereich der Werkstätten ausgebaut wird. Wie bewertest du dieses Projekt? Wie siehst du die Situation der „Brother Konrad School“ heute? Welche Bedeutung hat die Schulpartnerschaft für die Jugendlichen in Lira?

Jakob:

Das Projekt der Tischlerei ist sehr gut für die Schule, da nicht nur die Ausbildung der Jugendlichen verbessert wird, sondern auch die Schule an sich selbständiger wird. Wichtig ist aber auch, dass die Maschinen in Zukunft gut gewartet werden und die Lehrer beziehungsweise die Schüler den richtigen Umgang mit den Maschinen lernen. Seit meinem Zivildienst in „Brother Konrad“ hat sich sehr viel verändert. Ein neuer Volleyballplatz, ein neuer Fußballplatz, eine neue Tischlerei wurden gebaut, die Küche und die Klassenräume wurden fertiggestellt und das alles innerhalb von einem Jahr. Das beschreibt zwar alles den Ausbau der Infrastruktur, aber auch in anderen Bereichen wie zum Beispiel der Administration habe ich einige Verbesserungen gesehen. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Schule auf einem guten Weg ist. Meiner Meinung nach ist Bildung von einer fundamentalen Wichtigkeit. Deswegen ist es schön zu sehen, dass mit jedem Jahr die Ausbildung und somit auch die Berufschancen der Jugendlichen in „Brother Konrad“ verbessert werden, was natürlich auch zu einem großen Teil der Schulpartnerschaft und SLW zu verdanken ist.

Chica Austria:

Du hast heuer in den Ferien wieder die Karamojong, ein Hirtenvolk im Nordosten Ugandas besucht, das teilweise noch sehr traditionell lebt. Dabei ist ein Projekt entstanden, das die Wasserversorgung in einigen Dörfern erheblich erleichtern soll. Mit Hilfe von vier Handbrunnen soll einerseits die Qualität des Wassers deutlich verbessert und andererseits das mühsame Wasserholen erheblich verkürzt werden. Du wirst bei der Realisierung des Projektes mithelfen und dabei auch die technische Umsetzung begleiten. Warum machst du bei diesem Projekt mit? Was ist dir dabei besonders wichtig?

Jakob:

Während meiner Zeit in Uganda war ich ein paar Mal bei den Karamojong, da mich ihre Kultur und Lebensweise sehr begeistert hat. Während meines Zivildienstes habe ich oft überlegt, ob es überhaupt sinnvoll wäre Entwicklungsarbeit in Karamoja zu machen, da dadurch auch in ihre Kultur zu sehr eingegriffen werden könnte. Diese Befürchtung habe ich aber bei diesem Projekt überhaupt nicht, da es sich hier um etwas Essentielles handelt, nämlich um die Trinkwasserversorgung. Hauptgrund, warum ich bei dem Projekt mitmache, ist, dass ich selbst in dem Dorf war und ihre Probleme gesehen habe und gern ein Teil der Lösung wäre. Wichtig ist mir bei dem Projekt, dass das Dorf eine Trinkwasserversorgung hat und dass diese auch in Zukunft weiter funktioniert und instandgehalten wird. Deswegen werden zwei Jugendliche aus dem Dorf in Brother Konrad eine Installateur Ausbildung machen um die Brunnen in Zukunft reparieren zu können. Des Weiteren werden jeden Monat 1000 UGX (25Cent) pro Haushalt gesammelt um die Ersatzteile zu kaufen. Dadurch sind sie mit Projektabschluss selbst imstande ihre Brunnen zu warten beziehungsweise zu reparieren.

Chica Austria:

Du hast auch in deinem privaten Umfeld Projekte initiiert, unterstützt unter anderem eine Frau, die an Aids erkrankt ist und hilfst einzelnen Menschen, die du während deiner Zeit kennengelernt hast. Was ist in diesem Zusammenhang deine Motivation? Warum machst du das?

Jakob:

Angefangen hat alles damit, dass ein paar Freunde und Nachbarn meiner Familie und meine Eltern mir Geld gaben, damit ich Menschen in Uganda unterstützen kann. Da diese Idee nicht unbedingt von mir ausging musste ich mir zunächst überlegen, was am sinnvollsten ist. Wichtig waren mir dabei drei Sachen: Erstens, dass ich damit nur Menschen helfe, die meine Hilfe wirklich benötigen. Zweitens, dass alles Geld auch bei ihnen ankommt und drittens, dass so viele Menschen wie möglich davon profitieren. Deswegen habe ich gemeinsam mit George Obong (ein Freund aus dem Kinderheim „St. Claire“) begonnen, Menschen in Ihren Dörfern zu besuchen um direkt die Probleme zu sehen und mögliche Lösungen zu suchen. Dadurch war es mir möglich, den Menschen individuell zu helfen. Anfangs haben wir ein paar Grasdächer erneuern lassen, da diese undicht waren, dann habe ich in „Brother Konrad“ zehn Betten machen lassen, um sie an alte Männer und Frauen zu verteilen. Mit der Zeit haben sich dann immer mehr Miniprojekte ergeben, wie zum Beispiel der Bau von drei kleinen Häusern (zwei für Aidskranke und einen für eine große Familie) oder der Bau von zwei kleinen Plumpsklos oder der Kauf von zwei Ziegen. Beim Hausbau profitieren nicht nur die zukünftigen Besitzer, sondern es verdienen auch viele Menschen vor Ort, wie Maurer, Dachdecker, Wasserträger, Ziegelmacher, Waldbesitzer und Grasschneider, und es geht kein Cent durch Verwaltungsaufwand, etc. verloren. Was mir außerdem dabei gefallen hat war der Kontakt zu der lokalen Bevölkerung und der gute Einblick in ihren Alltag, ihre Probleme und in ihre Kultur.

Chica Austria:

Viele Jugendliche in Österreich sind intensiv mit ihrer Berufsausbildung, mit ihrem Studium beschäftigt. Die meisten haben, im Vergleich mit jungen Menschen in Uganda, ein recht komfortables Leben. Warum sollten sie sich deiner Meinung nach mit Entwicklungszusammenarbeit und Menschen in fernen Ländern beschäftigen? Warum findest du Schulpartnerschaften gut, bei denen Schüler/innen Projekte auch direkt vor Ort abwickeln?

Jakob:

Ich finde es gut, wenn Jugendliche Entwicklungsarbeit leisten, da es ein ausgezeichneter Weg ist in vielerlei Hinsicht reifer zu werden. Einerseits werden einem dadurch die Augen für Probleme geöffnet, die einem bis dato nicht bewusst waren, man wird weltoffener, hilfsbereiter und toleranter und andererseits lernt man viel mehr zu schätzen was man hat und beginnt beispielsweise die Bildungschancen in Österreich als Privileg zu sehen. Entwicklungsarbeit zu leisten ist also in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung: nicht nur für die Menschen vor Ort, sondern auch für einen selbst.

Chica Austria:

Vielen Dank für das Gespräch!

Jakob Pichler in traditionell ugandischer Kleidung

Jakob Pichler

…hat im Sommer 2017 in der Abteilung Elektrotechnik der HTL Braunau maturiert.

Von September 2017 bis August 2018 war er in der Brother Konrad School in Lira/Uganda  Zivildiener .